Unter der Allgemeinen Bezeichnung „Streuobst“ versteht man, dass eine größere Anzahl von großwüchsigen Bäumen in allen Altersstufen, der verschiedensten Obstarten und Obstsorten an freien Standorten wie Ortsränder, auf Weiden, Wiesen und Felder in unterschiedlichen Pflanzabständen stehen. Ebenso zählen als Streuobst einzelne Bäume an Wegen, Straßenrändern und Böschungen, kleine Baumgruppen, Baumreihen und größere Flächen mit regelmäßigen und etwas weiteren Pflanzabständen. In der Regel wird auf Streuobstwiesen die Baumform Hochstamm gepflanzt.
Die Nutzung der Menschen von Wildobst wie z. B. Pfahlbauäpfel, Walnüsse usw. geht bis in die Jungsteinzeit zurück. Von den Römern lernten wir Obst wie Pfirsich, Aprikosen, Quitten, Weintrauben, Maulbeeren, Esskastanien, Mispel, und eine Vielzahl von Apfel-, Birnen- und Pflaumenorten kennen.
Ab dem 10. Jahrhundert nach Christi verbreitete sich der Obstanbau erheblich und wurde unter Anleitung der kirchlichen Orden ein wichtiger
Bestandteil der Landwirtschaft und die Vielfalt der Sorten wurde durch die länderübergreifenden Verbindungen der Orden beträchtlich erweitert. Im späten Mittelalter wurden sogar Gesetze zur Förderung und zum Schutz von Obstbäumen erlassen. Man verpflichtete Heiratswillige und fremde Leute, die Land erwerben wollten per Gesetz zu Obstbaumpflanzungen. Baumfrevel und Diebstahl von Obst wurde streng bestraft. Dies war zur damaligen Zeit eine notwendige Maßnahme, da der Obstbau sich nicht nur mehr auf das eigene Grundstück bezog, sondern mittlerweile auch auf die Feld und Flur verlagert wurde. Es entwickelten sich nach und nach eine große Vielfalt von Obstsorten, unter anderem auch durch zahlreiche Findlinge und Zufallssämlinge. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Züchten von neuen Obstsorten nicht mehr dem Zufall überlassen. Viele der heute gängigen und bekannten Obstsorten sind das Ergebnis gezielter Kreuzungen der Arten mit Ausnahmen von wenigen Mutationen. Früher wurde der Schwerpunkt der Züchtung auf den Geschmack und die Haltbarkeit gesetzt. Dies hat sich jedoch geändert in die Kriterien Resistenz gegen Krankheiten und den neuen Witterungsbedingungen wie Trockenheit.
Unsere Obstsorten haben auf verschiedene Weise Ihren Weg in die Landschaft gefunden. Sorten wie Holunder, Hasel- und Wallnüsse haben sich ohne große Veränderungen vom Wald aus in die freie Fläche verbreitet, ebenso weitere Arten wie Schlehe, Mehlbeere, Wildkirsche, Wildbirne, Wildapfel, die als Waldrand- und Heckengehölze vorkamen. Allmählich wurde der Anbau des Obstes auf die Felder übertragen und als Ertrag in die Landwirdschaft integriert. Kulturobstsorten wie zum Beispiel verschiedene Pflaumenarten, Zwetschen, Pfirsiche, Aprikosen, Quitten, Süss- und Sauerkirschen, Mispel, Weintrauben und Edelkastanien wurden bereits unter der Herrschaft Roms angebaut. Die Römer verfügten bereits über das nötige Fachwissen und die Kunst und Technik des Veredelns. Aus dieser Zeit sind schon eine Vielzahl nahmhafte Züchtungen von wertvollen Apfel- und Birnensorten entstanden. Es wurde überall Streuobst gepflanzt, wo es nährstoffreiche Böden gab und gut zu bewirtschaftendes Gelände war.
Beim großflächigem Streuobstbau wird auf Hochstamm mit aufstrebenden Baumkronen gesetzt, damit die Durchfahrt unter den Bäumen gewährleistet ist. Der Wuchshöhe und die gewünschte Kronenbildung der jeweiligen Obstsorten kann mit gezielten fachgerechten Formschnitten beeinflusst werden und somit die Pflege und das Abernten erleichtern.
Es wird in folgende Kategorien unterschieden:
Kernobst:
Äpfel, Birnen, Quitten, Mispel, Eberesche, Speierling
Steinobst:
Pfirsich, Aprikosen, Nektarinen, Kirschen, Pflaumen
Schalenobst:
essbare Kerne und Samen von Haselnüsse, Wallnüsse, Esskastanien
Wildobst:
Sanddorn, Wildpflaumen,Wildapfel, Wildbirne, Wildkirsche, Aronia-Beeren, Mispel-Beeren, Früchte der Felsenbirne
Die Streuobstflächen gehören auf Grund Ihrer Strukturvielfalt und Artenreichtum zu den wertvollsten Lebensräumen für die Tier- und Pflanzenwelt. Hierbei zählen zu den wichtigsten die Kern- und Steinobstarten, denn sie dienen mit ihrem Holz, Laub und Früchen vielen Bienen- und Insektenarten, Larven, Spinnen, Vögeln als Nahrungsquelle, Nistplätze oder Schutz vor Fressfeinden. Die Vielzahl an Bienen und Insekten sorgen für die Bestäubung der Blüten und somit ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Tier- und Pflanzenwelt gewährleistet.
In der heutigen Zeit sind im täglichen Leben tausende von chemischen Substanzen im Einsatz, deren Wechselwirkungen untereinander man nicht einschätzen kann. Ein deutliches Zeichen für diesen Zustand ist die Zunahme von Allergien, vor allem bei Kindern. Aus diesem Grunde wird für die Menschheit die Nachfrage nach rückstandsfreien Obst und weiter verarbeitete Obstprodukte immer größer. Unsere robusten Streuobstsorten eignen sich hervorragend, um gesundes und unbelastetes Obst zu liefern.
Durch seine Arten- und Strukturvielfalt bietet der extensiv genutzte Streuobstbestand einen wichtigen Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Eine besondere Bedeutung hat hier das Totholz der Obstbäume. Vorhandene Asthöhlen werden zum Beispiel von Höhlenbrütern wie dem Steinkauz in Beschlag genommen. Auf den Streuobstflächen wachsen außerdem noch viele Ackerwildkräuter, die man auf normalen Wiesen nicht mehr findet.
Bereits bei der Pflanzung eines Obstbaumes werden die Weichen für seine spätere Entwicklung gestellt. Beim Pflanzschnitt läßt man in der Regel drei Seitentriebe am Baum stehen, die meistens in gleicher Höhe abgeschnitten werden, um ein gleichmäßiges Wachstum zu fördern. Hierbei sollen die endständigen Knospen nach außen gerichtet sein. Diese werden von einem Leittrieb in der Mitte um etwa 10 cm überragt. Eine Ausnahme bildet die Zwetschge, bei der man vier Seitentriebe stehen läßt. Um eine gute Kronenentwicklung zu fördern, ist ein starker Rückschnitt zu empfehlen, denn dadurch bilden sich mehrere lange Neutriebe.
Für Obstbäume sind später verschiedene Pflegeschnitte wie folgt nötig: